Projekte im Ausland

Individualpädagogische Projekte im Ausland sind ein Schwerpunktangebot von Tacheles und Ausdruck des helfenden Selbstverständnisses.

Nicht für alle Jugendlichen ist ein Inlandsprojekt geeignet um z.B. den sozio- und milieubedingten Gefährdungen zu begegnen. Ausland als Fremdmilieu kann auch hilfreich sein, um eine besonders enge Bindung zwischen Jugendlichem und Betreuer zu bewirken. Projekte im Ausland werden von Tacheles nur im europäischen Ausland angeboten. Eine hohe rechtliche Sicherheit, der Kontakt zu den Behörden und Konsulaten ist genauso Bestandteil wie auch ein hoher qualitativer Austausch und Beratungsprozess..


Für wen?

Es handelt sich hierbei um Angebote für Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts, die vielfach schon eine oder gar mehrere stationäre Jugendhilfeeinrichtungen durchlaufen haben. Die Maßnahmen wurden meist irregulär und vorzeitig beendet und die Jugendlichen mit dem Etikett „besonders problematisch“ versehen. Diese Beschreibung wird den tatsächlichen Ursachen vielfach nicht ausreichend gerecht.

Unbestritten ist die Tatsache, dass die Jugendlichen durch vehemente erzieherische Auffälligkeiten im vorangegangenen Setting nicht mehr tragbar waren. Demgegenüber steht jedoch die Grundannahme, dass jedes Verhalten – auch das unerwünschte und auffällige – einen Sinn hat. Ohne eine moralische Bewertung vornehmen zu wollen kann dem Jugendlichen attestiert werden, dass er in seinem Verhalten seine Lebensbedingungen widerspiegelt.

Die stationäre Heimerziehung in Regel- oder Intensivgruppen wird einem großen Teil dieser Jugendlichen nicht mehr gerecht. Sozialen Auffälligkeiten kann nicht immer im Setting einer Gruppe adäquat begegnet werden. Delinquenzen und Verführbarkeiten, Gewaltbereitschaft und Opferhaltungen bietet die Erziehung in der Gruppe häufig nur eine zusätzliche Bühne und wirkt somit symptomverstärkend.

Von daher lag es nahe, als Ergänzung zu den bereits vorgehaltenen Inlandsprojekten auch vergleichsweise dichte Betreuungsangebote in familienähnlichen Bedingungen oder mit Einzelbetreuern im Ausland anzubieten.

Wie wird betreut?
Die Betreuungssituation ist umfassend, rund-um-die-Uhr, fürsorglich und professionell.
Die Jugendlichen leben für die im Hilfeplan vereinbarten Zeiträume in dem privaten Lebensraum der Betreuerfamilie. Dies ist keine künstlich geschaffene Wohn- und Lebenssituation. Wir legen Wert darauf, dass die Betreuer sich in ihrem gewohnten und selbst gewählten Wohnumfeld bewegen. Dies gewährleistet Sicherheit und wenig Anfechtung.

Sofern der oder die Betreute unangenehm im sozialen Umfeld auffällt – was eher die Regel als die Ausnahme ist – sollte das Nachbarschaftsgefüge sich als belastbar und stabil erweisen. Die Betreuerfamilie ist in der Nachbarschaft bekannt und sozial abgesichert. Der Jugendliche hat wenig Möglichkeit, die Familie durch unerwünschtes Verhalten in Verlegenheit und Schwierigkeiten zu bringen.

Für die Betreuerfamilie gibt es keinen erkennbaren Unterschied zwischen Freizeit und Arbeit. Einen Zuständigkeitswechsel, urlaubsbedingte Abwesenheit, Dienstübergaben und Feierabend – wie wir es aus der Heimerziehung kennen – gibt es nicht. Versuche des Betreuten, die Betreuer gegeneinander auszuspielen, laufen ins Leere.

Den Jugendlichen steht in der Regel innerhalb des privaten Wohnraumes ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Wohn-, Koch-, Arbeits- und Sanitärräume werden gemeinschaftlich genutzt. Eine Möblierung wird im Rahmen der üblichen Standards gestellt.